PRESSEINFORMATION 80/2018
Griechenland weiter nicht kreditfähig
Am 20. August endet das dritte Hilfsprogramm der EU für Athen endgültig. Aus diesem Anlass hat das cep seinen Default-Index zur Kreditfähigkeit des Landes aktualisiert.
Acht Jahre war Griechenland auf Finanzhilfen angewiesen und hat Hilfskredite in Höhe von 289 Mrd. Euro erhalten. Ob das Land aber dauerhaft ohne Hilfe in der Eurozone überleben kann, ist nach wie vor unklar. Zu dieser Einschätzung kommen die Autoren des cepDefault-Index, Lüder Gerken und Matthias Kullas. Für sie lässt nicht nur der hohe Schuldenstand von zuletzt 180% des BIP Zweifel aufkommen, sondern auch der anhaltende Verfall der griechischen Kreditfähigkeit. Dieser setzte sich zwar nicht mehr so rapide fort wie in den Vorjahren, ist aber dennoch beachtlich.
Dafür gibt es aus Sicht des cep drei Gründe. Erstens schrumpft der Kapitalstock nun bereits seit sieben Jahren (allerdings auch hier nicht mehr ganz so schnell wie bisher, was insbesondere auf eine Zunahme der Ausrüstungsinvestitionen zurückzuführen ist), zweitens ist das Land auch nach wie vor nicht wettbewerbsfähig. Dass das griechische BIP im vergangenen Jahr um 1,4% gewachsen ist, täuscht. Denn dieses Wachstum ist allein darauf zurückzuführen, dass der Konsum zugenommen hat und der Kapitalstock nicht mehr ganz so schnell geschrumpft ist wie im Vorjahr. Die Exportentwicklung – ein Indikator für die Wettbewerbsfähigkeit – leistete hingegen einen negativen Wachstumsbeitrag, da die Importe stärker zulegten als die Exporte. Die hohe Konsumquote ist dann auch der dritte Grund für die griechischen Probleme. Das Land konsumiert 107% des verfügbaren Einkommens und lebt damit im 13. Jahr in Folge über seine Verhältnisse. Zum Vergleich: Die deutsche Konsumquote betrug vergangenes Jahr 88%, die der EU 93%.
Alles in allem zeigt sich, dass acht Jahre Hilfsprogramme die wirtschaftliche Verfassung Griechenlands zwar verbessert haben, der Weg zur Wiederherstellung der Kreditfähigkeit aber noch weit und steinig ist. Zu den weiter bestehenden Herausforderungen gehört, dass die Haushaltskonsolidierung konsequent fortgeführt wird, damit der Schuldenstand bis 2060 auf ein tragfähiges Niveau sinken kann. Damit dies geschieht, muss Griechenland seine Rahmenbedingungen für Investitionen und seine Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Konkret müssen die Reform der Sozialversicherungssysteme, die Modernisierung der öffentlichen Verwaltung und die Privatisierungen konsequent fortgesetzt und auch die Schwarzarbeit effektiv bekämpft werden.