PRESSEINFORMATION 7/2018

Gesundbeten hilft nicht: Griechenland und Portugal weiter nicht kreditfähig

Anlässlich der Beratungen der Euro-Gruppe am 22.1.18 zum Abschluss der Überprüfung Griechenlands und der Post-Programm-Kontrolle für Portugal hat das cep seinen Default-Index für diese beiden Staaten aktualisiert.

Griechenland ist nach wie vor nicht kreditfähig. Nach Einschätzung des cep haben daran auch die drei Rettungspakete seit 2010 nichts geändert. Griechenland wird daher über kurz oder lang ein viertes Rettungspaket benötigen. Dies ist zum einen darauf zurückzuführen, dass der Kapitalstock des Landes seit 2011 ununterbrochen schrumpft, im ersten Halbjahr 2017 sogar mehr als jemals zuvor, und das Land weiter verarmt. Seine hohe Konsumquote, die mit Abstand höchste aller EU-Staaten, liegt mit 112% des verfügbaren Einkommens deutlich über der kritischen 100%-Schwelle.

Auch das Wachstum der griechischen Volkswirtschaft im vergangenen Jahr ist vor diesem Hintergrund konjunkturell bedingt und nicht nachhaltig solange die Nettoanlageinvestitionen negativ sind. Letzteres weist deutlich auf eine nach wie vor geringe internationale Standortattraktivität Griechenlands hin. Wenn sich dies nicht ändert, wird Griechenland seine Kreditfähigkeit nicht wiedergewinnen.

Handlungsempfehlung: Damit Griechenland wieder kreditfähig wird, muss das Land für heimische und ausländische Investoren attraktiver werden. Hierzu müssen die Rahmenbedingungen für Investitionen verbessert werden. Zudem muss die Konsumquote unter 100% des verfügbaren Einkommens gesenkt werden, so dass Mittel für Investitionen frei werden. Insbesondere müssen die öffentlichen Ausgaben stärker investiv verwendet werden.

Allem voran muss das Land Reformen umsetzen, von denen es auch überzeugt ist. „Die beste Medizin hilft nicht, wenn der Patient glaubt, dass der Arzt ihn vergiften möchte“, erklärte Prof. Lüder Gerken, einer der Autoren der Studie.

Die Kreditfähigkeit Portugals erodiert seit 2004. Der Anstieg der Investitionsquote auf einen nur noch leicht negativen Wert und der Rückgang der Konsumquote auf nur noch knapp über 100% des verfügbaren Einkommens zeigen jedoch eine Tendenz zur Besserung. Laut cep liegen die Ursachen für die anhaltende Erosion der portugiesischen Kreditfähigkeit zum einen im schrumpfenden Kapitalstock, wozu insbesondere die geringe Investitionsquote des öffentlichen Sektors beigetragen hat. Zum anderen konsumiert das Land nach wie vor über seine Verhältnisse, wenngleich die Konsumquote seit ihrem Höhepunkt 2009 merklich gesunken ist.

Damit die Tendenz zur Besserung aufrechterhalten und die Erosion der Kreditfähigkeit nachhaltig gestoppt werden kann, müssen nach Empfehlung des cep die öffentlichen Ausgaben weniger für Konsum und dafür mehr für Investitionen verwendet werden. Spielräume hierfür würde insbesondere ein Abbau der hohen öffentlichen Verschuldung eröffnen, weil dadurch die Zinsausgaben des Staates sänken. Zudem müssen die Rahmenbedingungen für private Investitionen verbessert werden.

Den cepDefault-Index für beide Länder finden Sie Öffnet externen Link in neuem Fensterhier.