Presseinformation 56/2024
cep lobt KI-Praxiskodex – erwartet aber Nachbesserungen
Berlin. Europa könnte durch Künstliche Intelligenz (KI) verlorene Wettbewerbsvorteile zurückgewinnen. Dafür sind eine pragmatische Regulierung und eindeutige Vorgaben für Unternehmen unerlässlich. Das Centrum für Europäische Politik (cep) hat den ersten Entwurf für den sogenannten allgemeinen KI-Praxiskodex analysiert. Das Regelwerk muss demnach weiterentwickelt werden, um Innovationen zu fördern und systemische Risiken zu reduzieren.
„KI verändert Wirtschaft und Gesellschaft grundlegend. Deshalb ist ein robuster Ordnungsrahmen unerlässlich. Unsere technischen Empfehlungen zielen darauf ab, die EU-Regulierung von KI zukunftssicher, verhältnismäßig und innovationsfreundlich zu gestalten“, sagt cep-Digitalexperte Anselm Küsters. Die Studie lobt die Prinzipien des Leitfadens, betont aber, dass wesentliche Aspekte konkreter ausgearbeitet werden müssen, um Innovationen zu fördern und die spezifischen Herausforderungen von kleinen und mittleren Unternehmen sowie Open-Source-Entwicklern zu adressieren.
So sollten etwa die Vorschriften vereinfacht werden, nach denen sich Unternehmen künftig konform zu den KI-Regeln verhalten. Zudem müssten praktische Beispiele aufgezeigt werden. Insbesondere sollten Open-Source-Anbieter nicht durch übermäßige Berichtspflichten benachteiligt werden, da sie häufig eine Schlüsselrolle bei der Demokratisierung von KI-Technologien spielen. Neben den bisherigen Risikokategorien sollten auch Kaskaden- und Spillover-Effekte in der Taxonomie berücksichtigt werden. Ein weiterer Schwerpunkt der cep-Empfehlungen ist die kontinuierliche Risikobewertung über den gesamten Lebenszyklus eines KI-Modells. Diese sollte nicht nur auf technischer Ebene erfolgen, sondern auch durch die systematische Erfassung von Daten über Mensch-KI-Interaktionen – unter Wahrung der Privatsphäre des Nutzers. Da KI-Modelle zunehmend grundlegende Plattformen für die Interaktion im Internet darstellen, müsse der Kodex schließlich Vorgaben enthalten, um Informationsverzerrung zu verhindern.
Laut Küsters bietet der erste Entwurf des KI-Praxisleitfadens eine solide Grundlage. Er müsse aber an vielen Stellen nachgeschärft werden. Zu diesem Zweck hat das cep im Rahmen der Plenarsitzung zum Code of Practice als offizielles Mitglied der Arbeitsgruppe 2, die sich mit der Risiko-Taxonomie beschäftigt, schriftliche Kommentare eingereicht. Bis April 2025 sind drei weitere Entwurfsrunden geplant. Der finale KI-Praxiskodex wird für Mai 2025 erwartet.