Presseinformation 52/2024

cep zur US-Wahl: Europa steht für die USA nicht mehr an erster Stelle

Berlin/Paris/Rom. Die US-Präsidentschaftswahl ist bis zuletzt völlig offen. Das Centres for European Policy Network (cep) hat die Folgen möglicher Wahlausgänge für Europa untersucht. Kernthese: Geopolitisch bewegen sich sowohl Donald Trump als auch Kamala Harris von Europa weg. Mit Trump wird es aber stürmischer.

„Ob Wirtschaft, Militär oder Politik: Unter Trump dürfte das Verhältnis zwischen der EU und den USA erneut spannungsreicher werden“, fürchtet cep-Ökonomin Eleonora Poli in Rom, die mit cep-Ökonom Victor Warhem in Paris und cep-Vorstand Henning Vöpel in Berlin mögliche Ergebnisse analysiert hat. Wie schon bei der Wahl 2020 dränge die Angst vor einer neuen Trump-Ära die europäischen Kräfte dazu, schnell zu handeln und sich auf eine neue Welle des Rückzugs der USA aus der EU vorzubereiten. „Dies erklärt möglicherweise die Geschwindigkeit, mit der Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen EU-Spitzenposten vergeben hat“, betont Warhem.

Unabhängig davon, ob Trump oder Harris gewählt werden, besteht nach Ansicht von Vöpel die einzige Strategie für Europa darin, seine derzeitige Schwächeposition durch Souveränitätsgewinn zu überwinden. „Dies erfordert externe Allianzen und Kooperationen sowie die Stärkung des Binnenmarktes. Europa kann sich nicht mehr darauf verlassen, dass es geschützt wird. Die Zukunft Europas hängt am seidenen Faden“, warnt Vöpel.

Zahlreiche miteinander verknüpfte geopolitische Krisen könnten jederzeit einen Domino-Effekt auslösen. „Europa steht nicht mehr im Zentrum der geostrategischen Landkarte der USA. Deshalb muss die EU zwar weiterhin neue strategische Partnerschaften aufbauen, ihre Handelsbeziehungen diversifizieren und neue langfristige Allianzen entwickeln, aber auch ihre Zusammenarbeit mit den USA mit Blick auf Sicherheit und technologische Entwicklung neu gestalten“, sagt Poli.