PRESSEINFORMATION 50/2019

EU-Standard für grüne Anleihen
 
Die technische Expertengruppe der EU-Kommission will Mitte Juni Empfehlungen für einen EU-Standard für grüne Anleihen vorlegen. Das cep hat dazu einen cepInput veröffentlicht.

Es gibt es keinen überzeugenden Grund, einen öffentlichen EU-Standard für grüne Anleihen zu etablieren. Zu dieser Einschätzung kommt das cep in seiner Analyse der ersten Vorschläge der Expertengruppe. Denn es gibt bereits von Marktakteuren entwickelte, private Standards, die breite Akzeptanz finden. Wenn die Kommission trotzdem einen EU-Standard entwickeln würde, sollte dieser freiwillig bleiben und nicht verpflichtend sein.

Auch sollte verhindert werden, dass der EU-Standard mit der EU-Taxonomie für nachhaltige Investitionen verknüpft wird (s. dazu auch cepAnalyse und cepAdhoc). Damit droht der EU-Standard durch die Hintertür verpflichtend zu werden und zu einem Instrument der Industriepolitik zu werden.

Das cep äußert sich kritisch zu einigen der Überlegungen der technischen Expertengruppe, Anreize für die Nutzung des EU-Standards für grüne Anleihen zu schaffen. Nach Auffassung des cep können diese sich negativ auswirken auf den Anlegerschutz, auf die Fähigkeit der EZB, die Inflation zu begrenzen, auf die Stabilität der Finanzmärkte und auf die Interessen der Steuerzahler.

Der vorliegende cepInput gibt einen Überblick über die Märkte für grüne Anleihen, beschäftigt sich mit der Frage, warum die Expertengruppe einen EU-Standard für grüne Anleihen einführen will und analysiert ihre Vorschläge.

Hintergrund

"Grüne Anleihen" sind in der Regel festverzinsliche Wertpapiere. Sie werden üblicherweise von Regierungen, multilateralen Entwicklungsbanken und Geschäftsbanken sowie von privaten Unternehmen emittiert. Die Einnahmen aus solchen Anleihen werden zur Finanzierung oder Refinanzierung umweltfreundlicher Projekte, Vermögenswerte oder Aktivitäten, z.B. im Bereich erneuerbarer Energien, biologischer Vielfalt oder nachhaltiger Landwirtschaft, verwendet.

Grüne Anleihenmärkte sind nach wie vor Nischenmärkte. Bis heute machen sie nur 0,4% der globalen Anleihenmärkte aus. Sie sind in den letzten Jahren jedoch stetig gewachsen. Im Jahr 2007 emittierte die Europäische Investitionsbank (EIB) die ersten grünen Anleihen. In den Folgejahren dominierten vor allem multilaterale Entwicklungsbanken und öffentliche Entwicklungseinrichtungen den Markt. Erst später stiegen Unternehmen (2013) und Regierungen (2016) mit grüne Anleihen ein.