Presseinformation 38/2024
Grüne Finanzprodukte: cep fordert neue praxisnahe EU-Regeln
Berlin/Freiburg. Zu komplex, zu unverständlich, zu ineffektiv: Die Kritik an den Transparenzvorgaben zu nachhaltigen Finanzprodukten – genauer, an der Verordnung zu nachhaltigkeitsbezogenen Offenlegungspflichten im Finanzsektor (SFDR) – reißt nicht ab. Das Centrum für Europäische Politik (cep) pocht in einer Studie auf eine Generalüberholung – gleich zu Beginn der neuen Legislaturperiode.
„Den bisherigen Rechtsrahmen zu überarbeiten, ist mit Blick auf die sich in der Praxis gezeigten Unzulänglichkeiten unausweichlich. EU-Kommission, Europäisches Parlament und Rat haben sich leider völlig verrannt“, kritisiert cep-Finanzexperte Philipp Eckhardt, der die Studie mit Unterstützung von Mitteln des Badischen Gewinnsparfonds erstellt hat. Eckhardt fordert, Diskrepanzen zwischen der SFDR und der Verordnung zur grünen Taxonomie zu überwinden, bestehende Datenlücken zu verkleinern sowie alle Anlageprodukte, ob nachhaltig oder nicht, gleichwertig zu behandeln.
Nicht nur für Anleger, sondern selbst für Berater und Anbieter von Anlageprodukten seien die bisherigen Regeln undurchschaubar. Kunden zögerten daher regelmäßig bei nachhaltigen Kapitalanlagen. Die Kommission will die SFDR daher überarbeiten und möglicherweise ein Kategorisierungssystem für nachhaltige Anlageprodukte einführen. Laut Eckhardt sollte der Fokus jedoch auf der Verbesserung der Transparenzvorgaben liegen. „Das geplante Kategorisierungssystem kann nur die zweitbeste Lösung sein. Sollte die Kommission daran festhalten wollen, sollte sie zumindest den im Rahmen der Studie entwickelten 14 Kriterien Rechnung tragen“, sagt Eckhardt.
Umfragen zeigen, dass der bestehende EU-Rechtsrahmen zur nachhaltigen Finanzierung („Sustainable Finance“) bisher nicht den gewünschten Erfolg bringt und nachhaltige Investitionen nicht substanziell gesteigert hat. „Es wäre daher sachdienlich, neben der SFDR auch die anderen Sustainable-Finance-Rechtsakte wie etwa die Verordnung zur grünen Taxonomie zu überarbeiten“, fordert Eckhardt. Die Studie lege Schwachstellen der SFDR-Verordnung offen, prüfe Reformoptionen und entwickele Lösungsansätze.