Presseinformation 37/2024
cep-Studie: KI untergräbt Wissenschaft und Bildung – und nützt dennoch
Berlin. Künstliche Intelligenz (KI) statt Gehirn: ChatGPT wird zunehmend heimlich in Wissenschaft und Bildung genutzt. Das Centrum für Europäische Politik (cep) hat diese Entwicklung zwischen unbeabsichtigten Plagiaten und gestörten Lern- und Peer-Review-Prozessen untersucht und fordert auf Basis dieser Studie einen Paradigmenwechsel. Wichtig sei künftig ein kompetenzorientierter Ansatz und die reflektierte KI-Nutzung.
„Empirische Daten zum Schreibstil zeigen, dass große Sprachmodelle unsere Informationspraktiken stärker verändern als die Covid-Pandemie“, sagt cep-Digitalisierungsexperte Anselm Küsters, der die Studie verfasst hat. KI-generierte Inhalte beeinflussten bereits heute zahlreiche wissenschaftliche Prozesse, etwa indem sie die üblichen Peer-Review-Verfahren erschwerten oder Fachzeitschriften systematisch manipulierten. Darüber hinaus gebe es innerhalb der wissenschaftlichen Disziplinen eine wachsende Kluft, die auf mangelndem KI-Wissen beruhe und den wissenschaftlichen Fortschritt behindere. Hinzu kämen strukturelle Bedenken hinsichtlich der Rolle von KI-Anbietern in der Bildung, wie etwa der asymmetrische Zugang zu hochmodernen KI-Diensten sowie erhebliche Entwicklungs- und Implementierungsprobleme bei nicht-englischsprachigen Sprachmodellen.
„Es reicht nicht aus, jedem Schüler einen ChatGPT-Account zur Verfügung zu stellen, um das Lernen zu verbessern“, betont Küsters. Erste Erfahrungen hätten gezeigt, dass eine sorgfältige Anpassung der KI-Werkzeuge für eine effektive Integration in die Bildung unerlässlich sei, um einen nachhaltigen Effekt zu erzielen. Um einen verantwortungsvollen Umgang mit der neuen Technik zu ermöglichen, sollten KI-Kurse auf allen Bildungsebenen verpflichtend sein und neben technischen Grundlagen auch Ethik, praktische Anwendungsbeispiele und allgemeine Problemlösungsfähigkeiten abdecken. Darüber hinaus bedürfe es einer gezielten Unterstützung für Sprachmodelle, die auf unterrepräsentierten Sprachen basieren, sowie konkreter interner Richtlinien, um die ethische Nutzung von KI im Bildungsbereich zu überwachen und Transparenz zu gewährleisten. „Dann kann generative KI neben der bereits üblichen Datenanalyse und Schreibunterstützung auch Kreativität fördern und Wissen zugänglicher machen. Das ist essenziell wichtig für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit Europas“, sagt Küsters.