PRESSEINFORMATION 26/2017

Großbritannien nicht kreditfähig, stolpert zum Brexit

Das cep hat in seinem jüngsten Default-Index die Kreditfähigkeit Großbritanniens untersucht und kommt zu ernüchternden Ergebnissen.

Die Kreditfähigkeit Großbritanniens verfällt seit nunmehr vier Jahren. Zu diesem Ergebnis kommt das cep in seinem Default-Index 2017. Ein Hauptgrund hierfür ist die hohe Konsumneigung der Bevölkerung: Seit 2012 werden mehr als 100% des verfügbaren Einkommens konsumiert. Für Prof. Lüder Gerken, Mitautor der Studie, hat dies Auswirkungen auf die bevorstehenden Brexitverhandlungen. „Die Erosion der Kreditfähigkeit schwächt die Verhandlungsposition der Briten gegenüber der EU, weil sie auf Kapital aus dem Ausland angewiesen sind. Sie benötigen Kredite aus dem Ausland, um ihren Konsum zu finanzieren. So etwas funktioniert nur eine bestimmte Zeit", so Gerken.

Für Mitautor Matthias Kullas ist darüber hinaus die abnehmende Wettbewerbsfähigkeit der britischen Wirtschaft ein weiteres unbewältigtes Problem. „Die Briten kommen um Maßnahmen zur Steigerung ihrer Wettbewerbsfähigkeit nicht herum“, erklärt er.

Der Default-Index für Großbritannien zeigt an, dass sowohl der BIP-Deflator als auch die Lohnstückkosten in den letzten Jahren schneller gestiegen sind als im EU-Durchschnitt. Die hohe Konsumneigung und die nachlassende Wettbewerbsfähigkeit haben dazu geführt, dass der Nettobedarf an Krediten aus dem Ausland seit 2013 bei über vier Prozent des BIP liegt.

Methodik des cepDefault-Index

Der cepDefault-Index misst seit 2011, wie sich die Fähigkeit eines Landes zur Rückzahlung der Auslandskredite und damit die Kreditfähigkeit entwickelt. Er ist damit kein Bestands-, sondern ein Prozessmaß. Dies hängt nicht nur von der Verschuldung des Staates ab. Vielmehr ist die Solidität der gesamten Volkswirtschaft ausschlaggebend. Insbesondere die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen auf den Weltmärkten beeinflusst die Kreditfähigkeit eines Landes. So führt eine Erosion der Wettbewerbsfähigkeit regelmäßig zu höheren Importen und geringeren Exporten und damit zu Leistungsbilanzdefiziten. Der cepDefault-Index berücksichtigt daher neben den Staatshaushalten auch das Kreditverhalten der Banken, Unternehmen und Konsumenten und misst entsprechend die Entwicklung der Kreditfähigkeit des Landes insgesamt.

Am 20. Februar hatte das cep den Default-Index 2017 allein für die Euro-Zone vorgelegt.

cepAdhoc cepDefault-Index Großbritannien