Presseinformation 20/2024
Kapitalmärkte: cep fordert stärkere Beteiligung der EU-Kleinanleger
Berlin/Freiburg/Rom/Paris. In Europa wächst der Druck aus Politik und Wirtschaft, eine reibungslos funktionierende Kapitalmarktunion zu schaffen. Während Kleinanleger in den USA vor zwei Jahren fast die Hälfte ihres Finanzvermögens in Wertpapiere investierten, lag der Anteil in der EU bei nur 17 Prozent. Das Centrum für Europäische Politik (cep) sieht die EU in der Pflicht, diese Quote zu steigern.
Zuletzt wurde die Kapitalmarktunion vorangetrieben. Dazu zählt etwa die Anpassung der EU-Börsennotierungsvorschriften. „Das reicht aber nicht. Notwendig sind weitere Maßnahmen etwa zur stärkeren Beteiligung der Kleinanleger an den Kapitalmärkten“, sagt cep-Finanzexperte Philipp Eckhardt, der die Studie mit cep-Finanzexpertin Anastasia Kotovskaia verfasst hat. Das Papier belegt laut Kotovskaia eine starke Affinität der EU-Haushalte zu hochliquiden Produkten, die nur eine geringe Rendite abwerfen. „Diese Tendenz steht jedoch im Widerspruch zu den zentralen Zielen der Kapitalmarktunion“, sagt sie. Die Forscherpräsentieren drei konkrete Empfehlungen, um die starke Zurückhaltung der europäischen Kleinanleger zu überwinden.
Erstens müsse die Kommission die Regulierung mit Blick auf Nachhaltigkeitspräferenzen von Kleinanlegern in Finanzberatungsprozessen vereinfachen. Das bestehende Verfahren sei zu bürokratisch, wenig verständlich und demotivierend. Zweitens müsse Brüssel zusätzliche Maßnahmen einleiten, um das schwach ausgeprägte Finanzwissen der EU-Bürger zu verbessern und sie für den Finanzmarkt zu interessieren. Und drittens sollten alternative Regulierungskonzepte, wie sogenannte 28. Regime, in den Blick genommen werden, um etwa grenzüberschreitende Kapitalanlagen von Kleinanlegern zu erleichtern und so zu einer effizienteren Kapitalallokation beizutragen.
Die cep-Experten fordern, das laufende Gesetzgebungsverfahren zur EU-Kleinanlegerstrategie zu nutzen, um hier zügig Fortschritte zu erzielen.
Die Studie zur Kapitalmarktunion ist Teil fünf der cep-Serie zu Herausforderungen der EU nach der Europawahl.