PRESSEINFORMATION 19/2017
Griechenland weiter nicht kreditfähig
Der cepDefault-Index 2017 zur Kreditfähigkeit der Euro-Länder belegt, die existenzgefährdenden Verwerfungen im Euro-Raum bestehen fort.
Griechenland ist nach wie vor nicht kreditfähig. Eine Trendwende ist nicht abzusehen. Zu diesem Schluss kommen die Autoren des diesjährigen cepDefault-Indexes. „Nach wie ist das Konsumniveau in Griechenland viel zu hoch. Hinzu kommt ein massiver Abbau des Kapitalstocks“, erklärt Prof. Lüder Gerken, Vorstandsvorsitzender des cep und Mitautor. Neben Griechenland aber weisen weitere fünf Euro-Länder eine abnehmende Kreditfähigkeit auf, die sich darüber hinaus seit schon mehreren Jahren verfestigt hat. Dies sind, Italien, Lettland, Portugal, Slowenien und Zypern.
„Die Euro-Zone kommt weiterhin nicht zur Ruhe“, so Matthias Kullas, Mitautor der Studie. „Die politische Unsicherheit über die Zukunft des Euros wird zudem durch den Disput über die Schuldentragfähigkeit Griechenlands befeuert.“ Dass Griechenland auch sieben Jahre nach Ausbruch der Euro-Krise nicht kreditfähig ist, führt er zuallererst auf ausbleibende Reformen zur Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit zurück. Die Studie verweist außerdem darauf, dass in den vergangenen Monaten deutlich wurde, dass sich die Euro-Länder nach wie vor nicht auf eine solide Fiskalpolitik verständigen konnten und zahlreiche Euro-Länder, allen voran Frankreich, Italien, Portugal und Spanien, die Verschuldungsgrenzen des Stabilitäts- und Wachstumspakts nicht ernst nehmen. Dies habe das Vertrauen in die Zukunft des Euros weiter unterminiert. All diese Entwicklungen haben dazu beigetragen, dass die Renditen der Staatsanleihen der Euro-Länder seit Jahresbeginn wieder stärker auseinandergehen.
Der cepDefault-Index 2017 legt eine stärkere Differenzierung der nationalen Anleiherenditen nahe und verweist darauf, dass sich die Kreditfähigkeit der Euro-Länder stark unterschiedlich entwickelt. Während die Kreditfähigkeit von zwei Dritteln der Euro-Länder Jahr für Jahr zunimmt, erodiert sie in anderen Euro-Ländern ebenso kontinuierlich oder ist, wie im Fall Griechenlands, längst verlorengegangen. Mit Ausnahme von Zypern ist der Verfall der Kreditfähigkeit in diesen Euro-Ländern auf eine negative Investitionsquote zurückzuführen. Wenn der dadurch bedingte Abbau des Kapitalstocks über längere Zeit anhält, verarmt die Volkswirtschaft, warnt das cep in seiner Studie.
Methodik des cepDefault-Index
Der cepDefault-Index misst seit 2011 wie sich die Fähigkeit eines Landes zur Rückzahlung der Auslandskredite und damit die Kreditfähigkeit entwickelt. Er ist damit kein Bestands-, sondern ein Prozessmaß. Dies hängt nicht nur von der Verschuldung des Staates ab. Vielmehr ist die Solidität der gesamten Volkswirtschaft ausschlaggebend. Insbesondere die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen auf den Weltmärkten beeinflusst die Kreditfähigkeit eines Landes. So führt eine Erosion der Wettbewerbsfähigkeit regelmäßig zu höheren Importen und geringeren Exporten und damit zu Leistungsbilanzdefiziten. Der cepDefault-Index berücksichtigt daher neben den Staatshaushalten auch das Kreditverhalten der Banken, Unternehmen und Konsumenten und misst entsprechend die Entwicklung der Kreditfähigkeit des Landes insgesamt.