Presseinformation 19/2025

EU-Quantenstrategie: Europa hat das Potenzial – jetzt braucht es den Plan

Berlin/Freiburg. Europa ist im Quantencomputing gut aufgestellt – noch. Doch ohne Gesamtstrategie droht dem Kontinent der Verlust seiner Softwaresouveränität. Davor warnt das Centrum für Europäische Politik (cep) und fordert offene Standards, eine Diversifizierung in der Hardware-Forschung und industrielle Benchmarks für eine gezielte Marktentwicklung.

Quantencomputing könnte mittelfristig zu den wichtigsten Treibern des technologischen Wandels gehören. Ob Materialforschung, Medikamentenentwicklung oder Cybersicherheit – die Quantentechnologie hat das Potenzial, ganze Industrien zu revolutionieren. Doch während amerikanische Big-Tech-Unternehmen jüngst eigene leistungsstarke Quantenchips präsentierten, sucht Europa noch nach seiner Rolle zwischen Grundlagenforschung und industrieller Praxis. „Die Quantentechnologie bietet die Chance, den digitalen Rückstand Europas wettzumachen und Souveränität zurückzugewinnen“, sagt cep-Digitalexperte Anselm Küsters.

Die cep-Studie empfiehlt der EU eine dreigleisige Strategie, um ihre Position als globaler Player im Quantensektor zu sichern. Ein sogenannter qubit-agnostischer Ansatz soll es ermöglichen, unterschiedliche Hardware-Technologien parallel zu erforschen. „Europa verfügt über eine exzellente Ausgangslage, da verschiedene Mitgliedstaaten bereits unterschiedliche Technologien verfolgen. Diese Vielfalt kann helfen, technologische Sackgassen zu vermeiden und hybride Systeme aufzubauen“, erklärt Küsters. Auch im Softwarebereich steht Europa vor entscheidenden Weichenstellungen. „Nur mit offenen Standards, eigenen Programmiersprachen und Fehlerkorrekturverfahren kann Europa seine digitale Souveränität langfristig sichern“, so Küsters. Entscheidend sei zudem, frühzeitig industrielle Anwendungen zu entwickeln und eine koordinierte Beschaffungspolitik zu etablieren.

Europa besitze durchaus das Potenzial, zu einem globalen „Quantum Valley“ zu werden – vergleichbar mit dem Silicon Valley. Hierfür brauche es aber dringend eine klare, ambitionierte und konsistente EU-Quantenstrategie, um Investitionen zu bündeln und die Vielfalt des europäischen Marktes strategisch zu nutzen. Die Herausforderung bestehe darin, die vorhandenen Ressourcen und Kompetenzen effektiv zu koordinieren, ohne Innovationskraft und Resilienz zu verlieren.