Presseinformation 18/2024
cep-Studie: Kommission hinkt KI-Entwicklung meilenweit hinterher
Berlin/Freiburg/Rom/Paris. Mangelhafte Ressourcen, dominante Tech-Konzerne und fehlende Legitimität: Der rasante Fortschritt im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) erfordert ein drastisches Umdenken in Brüssel. Das ist das Ergebnis einer Studie des Centrums für Europäische Politik (cep) mit Blick auf die kommende Europawahl. Erforderlich sei eine institutionelle Neuausrichtung der Kommission.
cep-Digitalexperte Anselm Küsters schreibt: „Das Mandat der nächsten Kommission sollte sich nicht nur mit der Frage befassen, wie KI in Europa reguliert oder subventioniert werden kann, sondern auch damit, die EU-Institutionen auf das Tempo des Wandels und die zunehmende Unsicherheit vorzubereiten.“
Um global wettbewerbsfähig zu bleiben, müsse die EU-Governance die digitale Technologie widerspiegeln, indem sie effizient, vernetzt, kooperativ, transparent und iterativ wird, betont der cep-Forscher. Die Kommission habe sich bislang darauf beschränkt, Risiken zu reduzieren, statt Chancen zu nutzen.
Die Studie macht zahlreiche konkrete Vorschläge. So müsse man KI vermehrt in öffentliche Dienste integrieren, etwa für die Automatisierung von Routineaufgaben, die Verbesserung von Prognosen und datengestützte Entscheidungen. Mehr Investitionen in KI-Forschung, offene Daten und Open-Source-Anforderungen im Beschaffungswesen könnten die digitale Souveränität und Cybersicherheit stärken. Zudem müsse man den bisherigen Top-Down-Ansatz hinter sich lassen und mehr Zusammenarbeit über Ressorts und nationale Grenzen hinweg durch digitale Plattformen und Bürgerbeteiligung ermöglichen. Dies könne die Gesetzgebung relevanter und demokratischer machen. Laut Küsters soll die EU Politikmaßnahmen – ähnlich wie Software – experimentell testen und in einem schrittweisen Prozess kontinuierlich verbessern.
Die Studie ist Teil vier einer achtteiligen cep-Serie über die Herausforderungen der künftigen Europapolitik.