Presseinformation 22/2025

EU-Handel mit Nordamerika: Zwischen Spannungen mit den USA und strategischer Partnerschaft mit Kanada

Berlin/Freiburg/Rom. Trotz Finanzkrise, Pandemie und Ukrainekrieg haben sich die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der EU und Nordamerika als bemerkenswert robust erwiesen. Doch geopolitische Spannungen und wachsender Druck aus den USA erfordern eine neue europäische Strategie. Das Centrum für Europäische Politik (cep) fordert eine Handelsdiplomatie, die Europas Interessen aktiv in transatlantische Verhandlungen einbringt.

„Im Handelsstreit mit den USA muss die EU endlich zu einem proaktiven Ansatz finden. Anstatt nur auf Trumps erratische Politik zu reagieren, sollte sie mit einem eigenen umfassenden Verhandlungsangebot das Heft in die Hand nehmen“, erklärt cep-Ökonom Dr. André Wolf, der die Studie gemeinsam mit Dr. Eleonora Poli verfasst hat. Angesichts drohender US-Zölle und wachsender digitaler Abhängigkeit empfiehlt das cep eine intensivere technologische Zusammenarbeit im Rahmen des Trade and Technology Council. Dazu betont es die strategische Bedeutung einer Ausweitung des Flüssiggashandels sowie einer fairen Besteuerung digitaler Großkonzerne für die transatlantischen Beziehungen.

Mit Kanada hingegen bestehen stabile, wertebasierte Beziehungen. Das CETA-Abkommen bietet eine verlässliche Grundlage für neue strategische Allianzen – insbesondere in den Bereichen Energie, Wasserstoff und kritische Rohstoffe. „Obwohl Kanada die USA in der europäischen Handelsdiplomatie nicht ersetzen kann, hat das CETA-Abkommen den transatlantischen Handel um über 65 % wachsen lassen. Auch die Zusammenarbeit in strategischen Bereichen wie Klimaschutz und nachhaltiger Entwicklung wurde vertieft – ein deutliches Zeichen dafür, dass eine regelbasierte multilaterale Ordnung weiterhin möglich ist“, sagt cep-Ökonomin Eleonora Poli.

Das cep sieht die EU in der Verantwortung, eine aktive Rolle bei der Neugestaltung der transatlantischen Ordnung zu übernehmen – mit klaren eigenen Interessen, aber auch mit dem Willen zur konstruktiven Kooperation.